Vogelfrei

21.3.2021


Sangen damals auch Vögel

Krächzte ein Rabe im Flug

Erhob einer die Stimme

Für die entrechtet Vogelfreien im Zug

Unfassbar viele Menschen 

In Wagons eingesperrt

Männer, Frauen und Kinder

Körper und Seelen schmerzverzerrt


Durchbrachen Sonnenstrahlen 

Die Spalten im morschen Holz

Begann einer zu singen

Für die ängstlich, stillen Herzen voll Stolz

Unerhörte Stimmen

In Hunger und Durst erstickt

Aus reiner Willkür und Hass

Auf das Gleis zum Prellbock geschickt


Die Baracken schnurgerade

Menschen in Reih und Glied

Zäune, Türme und Wachen 

Gewalt ganz egal wohin man auch sieht

Täglich viele Stunden

Nummern durch die Reihen gebellt

Mit Tinte unter der Haut

Macht zur Schau gestellt


In der Weide auf der Oase

Eingezäunt, unerreichbar nah

Bauten Vögel ihre Nester

Als Augenzeugen blieben sie da

Sie pfiffen es von den Dächern

Und vom elektrischen Zaun 

Sangen lauthals gegenan

Andere trauten sich kaum zu schaun


Nur dieser Baum 

Nur dieser Baum 


Dieser Baum hat alles gesehen 

Alles mit angehört

Hier an Ort und Stelle

Hat sich schweigend immer wieder empört

Es ist ihm anzusehen

Seine Wunden trägt er stolz

Er läßt die Vögel singen

Von Ringen im alten Holz


Geht der Wahnsinn jemals vorbei 

Singen alle Vögel irgendwann frei


Vogelfrei, vogelfrei, Vogel - frei